Musik-Tips

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21.03.2016
AMON AMARTH
Jomsviking

Heavy Metal ist eine Lebenseinstellung, aber keine für Feiglinge. Doch leider ist auch die Geschichte des Metal voll von verblassenden Erinnerungen an Bands, die in schwierigen Zeiten auseinandergebrochen sind. Aber Geschichte wird nun einmal von Siegern geschrieben. Und Amon Amarth (dt.: Schicksalsberg) gehören zweifelsohne dazu, denn in den letzten zwei Dekaden marschiert die Band zielbewusst von Triumph zu Triumph.
Amon Amarth stammen aus der legendären schwedischen Metal-Szene Mitte der Neunziger und sind seit Beginn mit Leib und Seele bei der Sache. Und das ist gut so, denn mit dem Auftauchen von Amon Amarth wurde das Heavy Metal Genre um ein weiteres Spektrum erweitert: Drama und Destruktion. Alte Mord- und Totschlag-Sagen aus der Wikinger-Mythologie werden nun mit einem passenden Soundtrack aus krachenden Rhythmen, raffinierten Melodien und mitreißend-rebellischen Refrains untermalt. Ein wahres Erfolgsrezept, denn seit der Veröffentlichung des Debüts „Once Sent From The Golden Hall” 1998, ging es mit Amon Amarth immer nur bergauf; auch weil die Band immer ausgiebig auf der ganzen Welt getourt ist. So wurde ihr inspirierender Ruf schnell erhört, immer mehr Metalheads schlossen die wilden Skandinavier in ihr Herz, zuerst in Europa und dann natürlich, in wahrem Wikinger-Stil, auch jenseits des Atlantiks in Nordamerika.

Mit jedem weiteren Album wuchsen Ruf und Reputation von Amon Amarth; kein Wunder, denn ihr Arsenal heroischer Hymnen vereinigt Kraft mit Tiefe. Der entscheidende Durchbruch gelang ihnen 2008 mit dem Klassiker „Twilight Of The Thunder God”, bei dem es der Band – Sänger Johan Hegg, den Gitarristen Olavi Mikkonen und Johan Söderberg, dem damaligen Drummer Fredrik Andersson und Bassist Ted Lundström – gelang, ihre perfekte Formel von pulverisierenden, Fäuste-in-den-Himmel-Hymnen auf eine höhere kreative Ebene zu hieven. Das Album schlug plötzlich und gewaltig ein wie eine Bombe, seither scheint das Quintett nicht mehr aufzuhalten zu sein: „Surtur Rising” (2011) und zuletzt „Deceiver Of The Gods“ (2013) festigten den Erfolg. Amon Amarth befinden sich seitdem in der glücklichen Position, mit ihrer explosiven und aufregenden Live-Show auf der ganzen Welt vor immer größer werdenden Zuschauermassen spielen zu können.

Nach dem Erfolg vor drei Jahren und einer verdienten längeren Pause kehren Amon Amarth nun zurück, und zwar mit ihrem bis dato besten und spektakulärsten Album. Ohne Frage haben wir es hier mit einer weiteren Glanzleistung zu tun, einem Werk, das filmischen Melodic Metal mit den besten traditionellen Zutaten des Genres kombiniert und gleichzeitig Gewicht mit Gedanken verbindet. „Jomsviking” ist ein Konzept-Album, inspiriert von den im Titel erwähnten Elite-Wikinger-Söldnern, kreiert und geschrieben von Johan Hegg. Umgesetzt wurde das Ganze zusammen mit dem für die Aufnahmen verpflichteten Gast Schlagzeuger Tobias Gustafsson [Vomitory].

„´Deceiver Of The Gods´ war sehr erfolgreich für uns, wir hatten damit einen guten Lauf und einige richtig tolle Touren“, erklärt Hegg. „Noch bevor wir den Schlagzeuger für die Albumaufnahmen gewechselt haben, haben wir mit der Idee eines Konzept-Albums gespielt. So etwas haben wir noch nie gemacht und es hat uns ziemlich herausgefordert. Ich habe angefangen, die Story zu schreiben und mich quasi dann darin vergraben. Wenn man sich einmal auf so etwas eingelassen hat, gibt es auch keinen Weg mehr zurück.“

Mit Abstand ist das zehnte Amon Amarth-Album ihr ambitioniertestes Projekt. Es breitet sich in den Synapsen aus wie ein multi-dimensionales episches Werk, mit unzähligen Momenten klassischer Metal-Majestät und tödlicher Aggression, es beinhaltet aber trotzdem eine neue meisterhafte Qualität an Atmosphäre und sinnträchtige Dynamiken, die sich perfekt mit den Höhen, Tiefen und furiosen Schlachten in Heggs Erzählungen ergänzen.

„Die Geschichte ist ziemlich simpel: Ein junger Mann liebt ein Mädchen, aber ist unglücklicherweise verheiratet. Er tötet unabsichtlich einen Mann und muss fliehen”, erklärt der Frontmann. „Aber er schwört Rache und will sie zurück haben. Er kann die Vergangenheit nicht ruhen lassen. Er fühlt sich betrogen und denkt, dass sein Leben zerstört worden ist. Die Story der Jomswikinger ist dabei der Hintergrund – das ist der Weg, auf dem er zurückkehrt und seine Rache umsetzen will. Der Verlauf der Geschichte ist natürlich nicht nett… es ist eine Tragödie! Aber ich mag traurige Enden, weil sie einen am meisten beschäftigen.”

„Jomsviking” klingt kolossal: von der Donnerattacke des Openers ´First Kill´ über die siegreichen Heavy Metal-Singalongs von ´Raise Your Horns´ bis zum grüblerischen Drama des letzten Stücks ´Back On Northern Shores´. Dank der erneuten, großartigen Arbeit von Stamm-Produzent Andy Sneap lässt sich nur bestätigen, dass Amon Amarth im Jahr 2016 größer und besser sind als je zuvor. Sie sind dabei weder von ihrem Trademark-Sound abgewichen noch haben sie sich von ihm einschränken lassen; sie haben sich einfach weiterentwickelt; sie sind jetzt auf dem nächsten Level metallischer Größe angekommen und haben ihren Klang-Horizont erweitert, indem sie gleichzeitig ihre geliebten Metal-Einflüsse verarbeitet haben.

„Wenn man ein Album wie dieses schreibt, macht man im Prinzip Musik für einen Film”, sagt Mikkonen. „Du musst gewissen Stimmungen folgen. Wir mussten überlegen, wo genau wir die aggressiveren Songs und wo wir die eher seichteren oder traurigeren Momente einbauen sollten, und dafür mussten wir die richtigen Ideen erst einmal finden. Das war schwierig und eine große Herausforderung, aber es hat auch mehr Spaß gemacht! Früher haben wir typische Amon Amarth-Songs geschrieben, aber diesmal hatten wir das Gefühl, etwas anderes machen zu müssen. Nach zehn Alben brauchst du eine Herausforderung. Die haben wir angenommen und sind wirklich stolz auf das, was wir kreiert haben.”

Unterstützt wurden sie übrigens dabei von niemand Geringerem als der legendären Metal Queen Doro Pesch, die im Duett mit Johan Hegg aus ´A Dream That Cannot Be´ eine herzzerreißende Angelegenheit macht.

Was ist „Jomsviking” denn nun? Die Antwort ist einfach: authentischer, heißblütiger, unmissverständlicher Heavy Metal mit dem richtigen Riecher für die Vorlieben der Fans – epische Geschichten von Heldentum, Kampf, Liebe, Tod und Ruhm. Mit Sicherheit aber ist das zehnte das beste Album in der bisherigen Karriere von Amon Amarth, das die Fans weltweit begeistern wird.

Gleichzeitig lässt sich aber auch schon voraussagen, dass „Jomsviking” mit seiner unwiderstehlichen Anziehungskraft und filmischen Aufbereitung sicherlich noch mehr Leute in das Lager dieser außergewöhnlich klingenden Band ziehen wird. Diese Kampagne wird nicht aufzuhalten sein: 2016 wird das Jahr, in dem Amon Amarth noch mehr als je zuvor auf der ganzen Welt Aufsehen erregen werden.

„Wir wollen einfach mehr“, meint Mikkonen. „Größere Shows, mehr Inszenierung, alles größer und besser. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es so laufen wird. Es herrscht ein sehr gutes Gefühl innerhalb der Band. Ich denke, es wird ein unglaubliches Jahr werden. ”

„Die Shows sind immer absolut fantastisch”, freut sich Hegg. „Wenn du auf der Bühne stehst, ob es jetzt auf einem Festival oder in einem Club ist, und du diese Verbindung mit den Leuten und die Reaktion auf all die ganze harte Arbeit, die du hineingesteckt hast, spürst, dann weißt du genau, dass alle Anstrengungen und Härtefälle der letzten Jahre nicht umsonst waren. Wir entwickeln uns noch. Wir sind mit jedem Album gewachsen und wir waren nie der Trend. Wir sind aber auch noch nie Trends gefolgt und kein Trend ist uns gefolgt. Wir sind wir selbst. Wir lieben, was wir tun. Es sind so viele Shows für 2016 geplant, es ist fast verrückt, aber dafür leben wir nun einmal.”

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